SONETTE

 

Programm der Uraufführung

 

 

sonette (2012)
- 5 sonetts for mixed choir a cappella
- 5 sonetts for mixed choir a cappella and clarinet (in Bflat)
commissioned by Basler Madrigalisten, Raphael Immoos (dir)
Texts: Petrarca/Shakespeare/Mörike/de la Vega/Ronsard
Duration: 17-20'
Manuscript


sonett CXXXI (Io canterei d'amor) (2012)

for mixed choir SATB, Text: Petrarca, Duration: 2'

sonett XVIII (Shall I compare Thee) (2012)
for mixed choir SSAATB, Texts: Shakespeare, Duration: 2'30''

sonett (An die Geliebte) (2012)
for female choir SSAAA, Text: Mörike, Duration: 4'30''

sonett XXIII (En tanto que de rosa y azucena) (2012)
for mixed choir SAATBB, Text: Garcilaso de la Vega, Duration: 2'30''

sonett II (Quand à longs traits) (2012)
for mixed choir SATB, Text: Pierre de Ronsard, Duration: 3'30''

 

 

Erläuterungen

Sonette ist ein Zyklus von 5 Sonettvertonungen von Petrarca, Shakespeare, Mörike, Garcilaso de la Vega und Ronsard für Chor a cappella und optionaler Klarinette (in B), das von den Basler Madrigalisten in Auftrag gegeben wurde. Die fünf Sonette können unabhängig voneinander a cappella oder als Zyklus mit oder ohne Klarinette gespielt werden. Deren Reihenfolge als Zyklus ist:

1. Petrarca, Sonett CXXXI (Io canterei d'amor), SATB, F-Dur, 2min
2. Shakespeare, Sonett XVIII (Shall I compare Thee), SSAATB, A-Dur, 2min 30
3. Mörike, An die Geliebte, SSAAA, D-Dur, 4min 30
4. de la Vega, Sonett XXIII (En tanto que de rosa), SAATBB, D-Dur, 2min 30
5. Ronsard, Sonett II (Quand à long traits), SATB, H-Dur, 3min 30

Der Tonartenplan lautet: F-A-D-G-H. Terzbeziehungen am Anfang und am Schluss umrahmen 3 Quintbeziehungen in der Mitte. Die Rahmentonarten F und H stehen in einer Tritonusbeziehung zueinander und spannen die in den Gedichten thematisierten Durchgänge von Leben und Tod bzw. Liebe und Vergänglichkeit metaphorisch auf. Das Sonett II (Nr. 5) fasst diesen Verlauf zusammen und nimmt ab T. 17ff Bezug auf die Anfangstonart F. Die 5 Stücke sind bezüglich Dauer, Form, Inhalt und Farben symmetrisch um das Mörikesonett angelegt, das sich im Übrigen historisch von den anderen Sonetten abhebt - es entstand im 19. Jahrhundert, während die vier übrigen Sonette verschiedenen Perioden der Renaissance zuzuordnen sind. Die Sonettkompositionen folgen im Wesentlichen einem aufeinander bezogenen Aufbau: Eine freie ein-/zweistimmige Melodie (als Kontrapunkt zur Sonettform) wird von verschiedenen Modulen begleitet. Spiralförmig nähern sich die Farben und Lagen dieser 5 Melodien dem Zentrum: über Nr. 1 im Sopran und Nr. 2 im Tenor/Bass-Bicinium zum Zentralton d1 im Alt bei Nr. 3, um sich dann über Nr. 4 im Tenor über alle Stimmen aufzulösen (Nr. 5). Die Stücke bieten als Option an, mit verschiedenen Raumsituationen und Besetzungen (bspw. Kinderchor/Männerchor bei Nr. 2) zu spielen. Die Klarinette (in B) spielt - sofern sie eingesetzt wird - ein Glissando über die Dauer des ganzen Zyklus: formal ein Kontrapunkt, metaphorisch ein Riss in der Landschaft; ein Kommentar, den Abstand zwischen der Entstehungszeit der Sonette und dem Heute versinnbildlichend.

 


Hörbeispiel

Basler Madrigalisten, Raphael Immoos (dir)

 



Texte

Sonett CXXXI (Io canterei d'amor)
Francesco Petrarca (1304-74)

Io canterei d'amor sí novamente
ch'al duro fiancho il dí mille sospiri
trarrei per forza, et mille alti desiri
raccenderei ne la gelata mente;

e 'l bel viso vedrei cangiar sovente,
et bagnar gli occhi, et piú pietosi giri
far, come suol chi de gli altrui martiri
et del suo error quando non val si pente;

et le rose vermiglie in fra le neve
mover da l'òra, et discovrir l'avorio
che fa di marmo chi da presso 'l guarda;

e tutto quel per che nel viver breve
non rincresco a me stesso, anzi mi glorio
d'esser servato a la stagion piú tarda.

 

Sonett XVIII (Shall I compare Thee)
William Shakespeare (1564-1616)

Shall I compare thee to a Summers day?
Thou art more louely and more temperate:
Rough windes do shake the darling buds of Maie,
And Sommers lease hath all too short a date:

Sometime too hot the eye of heauen shines,
And often is his gold complexion dimm'd,
And euery faire from faire some-time declines,
By chance, or natures changing course vntrim'd:

But thy eternall Sommer shall not fade,
Nor loose possession of that faire thou ow'st,
Nor shall death brag thou wandr'st in his shade,
When in eternall lines to time thou grow'st,

So long as men can breath or eyes can see,
So long liues this, and this giues life to thee.

 

Sonett (An die Geliebte)
Eduard Mörike (1804-75)

Wenn ich, von deinem Anschaun tief gestillt,
Mich stumm an deinem heil’gen Wert vergnüge,
Dann hör’ ich recht die leisen Athemzüge
Des Engels, welcher sich in dir verhüllt.

Und ein erstaunt, ein fragend Lächeln quillt
Auf meinem Mund, ob mich kein Traum betrüge,
Daß nun in dir, zu ewiger Genüge,
Mein kühnster Wunsch, mein einz’ger, sich erfüllt?

Von Tiefe dann zu Tiefen stürzt mein Sinn,
Ich höre aus der Gottheit nächt’ger Ferne
Die Quellen des Geschicks melodisch rauschen.

Betäubt kehr’ ich den Blick nach oben hin,
Zum Himmel auf – da lächeln alle Sterne;
Ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen.

 

Sonett XXIII (En tanto que de rosa)
Garcilaso de la Vega (1501-36)

En tanto que de rosa y azucena
se muestra la color en vuestro gesto,
y que vuestro mirar ardiente, honesto,
enciende al corazón y lo refrena;

y en tanto que el cabello, que en la vena
del oro se escogió, con vuelo presto,
por el hermoso cuello blanco, enhiesto,
el viento mueve, esparce y desordena:

coged de vuestra alegre primavera
el dulce fruto, antes que el tiempo airado
cubra de nieve la hermosa cumbre;

Marchitará la rosa el viento helado.
todo lo mudará la edad ligera
por no hacer mudanza en su costumbre.

 

Sonett II (Quand à longs traits je boy)
Pierre de Ronsard (1524-85)

Quand à longs traits je boy l'amoureuse estincelle
Qui sort de tes beaux yeux, les miens sont esblouys :
D'esprit ny de raison, troublé, je ne jouys,
Et comme yvre d'amour, tout le corps me chancelle.

Le coeur me bat au sein : ma chaleur naturelle
Se refroidit de peur : mes sens esvanouys
Se perdent dedans l'air, tant tu te resjouys
D'acquerir par ma mort le surnom de cruelle.

Tes regards foudroyans me percent de leurs rais
Tout le corps, tout le coeur, comme poinctes de trais
Que je sens dedans l'ame : et quand je me veux plaindre,

Ou demander mercy du mal que je reçois,
Si bien ta cruauté me reserre la vois,
Que je n'ose parler, tant tes yeux me font craindre.

 


Zu den Autoren

Francesco Petrarca (* 20. Juli 1304 in Arezzo; † 19. Juli 1374 in Arquà Petrarca) war ein italienischer Dichter und Geschichtsschreiber. Er gilt als Mitbegründer des Humanismus und zusammen mit Dante Alighieri und Boccaccio als einer der wichtigsten Vertreter der frühen italienischen Literatur. Sein Canzoniere, ein Gedichtzyklus von 366 Gedichten, darunter 317 Sonette, prägte inhaltlich und formal die europäische Lyrik der Renaissance. https://de.wikipedia.org/wiki/Francesco_Petrarca

William Shakespeare (getauft am 26. April 1564jul. in Stratford-upon-Avon; † 23. Apriljul./ 3. Mai 1616greg. Stratford-upon-Avon) war ein englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler. Seine Komödien und Tragödien gehören zu den bedeutendsten und am meisten aufgeführten und verfilmten Bühnenstücken der Weltliteratur. Sein überliefertes Gesamtwerk umfasst 38 (nach anderer Zählung 37) Dramen, epische Versdichtungen sowie 154 Sonette. https://de.wikipedia.org/wiki/William_Shakespeare

Eduard Friedrich Mörike (* 8. September 1804 in Ludwigsburg, Herzogtum Württemberg; † 4. Juni 1875 in Stuttgart, Königreich Württemberg) war ein deutscher Lyriker der Schwäbischen Schule, Erzähler und Übersetzer. Er war auch evangelischer Pfarrer, haderte aber bis zu seiner frühen Pensionierung stets mit diesem „Brotberuf“. Mörike wurde zu Lebzeiten als bedeutendster deutscher Lyriker nach Goethe bezeichnet. Trotz der späten Ehrungen erkannten aber nur wenige seine literarische Bedeutung. Jakob Burckhardt gehörte zu ihnen, oder Theodor Storm und Iwan Turgenew. Mörike galt lange Zeit als ein typischer Vertreter des Biedermeier, der die vertraute und enge Heimat besingt. Georg Lukács tat ihn ab als einen der „niedlichen Zwerge“ unter den Dichtern des 19. Jahrhunderts. Heute erkennt man das Abgründige in Mörikes Werk und die Modernität seiner radikalen Weltflucht. https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_M%C3%B6rike

Garcilaso de la Vega (* zwischen 1498 und 1503 in Toledo; † 14. Oktober 1536 in Nizza, Frankreich) war ein spanischer Feldherr und Dichter. Sein poetischer Lebensweg lässt sich in drei aufeinanderfolgende Etappen unterteilen: Die Kastilianische Etappe, in der er seine achtsilbigen Gedichte schrieb, die italienische oder petrarkistische Etappe, in der er, stark beeinflusst von Francesco Petrarca, den größten Anteil seiner Sonette und Lieder verfasste, und die klassische oder neapolitanische Etappe, in der er stark beeinflusst von klassischen Dichtern des Lateins und von seinen neuen neapolitanischen Freunden, Eligien, Epistel, Eklogen und Oden schrieb. Vega erreicht in seinen Werken den Eindruck vollkommener Einfachheit und Natürlichkeit. https://de.wikipedia.org/wiki/Garcilaso_de_la_Vega

Pierre de Ronsard (* 6. September 1524 im Château de la Possonnière bei Couture-sur-Loir (Vendômois); † 27. Dezember 1585 im Priorat Saint-Cosme bei La Riche (Touraine)) war ein französischer Autor. Von den Zeitgenossen hochgeschätzt, danach lange vergessen, gilt er heute als der bedeutendste französische Lyriker der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_de_Ronsard

 

Chöre

Basler Madrigalisten (Raphael Immoos, dir)
Putni (Antra Drege, dir)


 

Highlights

Basel, Stadtcasino (Basler Madrigalisten)
Riga (Putni)

 

Partiturbeispiele

 

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